Übernehmen ist wie heiraten

Die Betriebsnachfolge bedarf einer mehrdimensionalen Betrachtung. Das wurde bei der Smart Innovation Steyr (SI.SR) Veranstaltung „Nachfolge in Familienbetrieben“ am 28. Juni deutlich. Über 50 Personen profitierten von den Erfahrungsberichten der Übergebenden und Übernehmenden sowie von den fachübergreifenden Beratungen mit den SI.SR Experten.

Ein reibungsloser, konfliktfreier Generationswechsel erfordert die ganzheitliche Betrachtung von rechtlichen, steuerlichen, finanziellen, organisatorischen, aber auch sozialen, emotionalen und rollenspezifischen Fragen und Aspekten. In jeder Hinsicht ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten über ihre Ziele bewusst sind und diese auch verschriftlicht werden, um eventuelle Unklarheiten zu vermeiden.
In einer Talkrunde interviewt Smart Innovation Steyr Sprecher Alexander Stellnberger zwei Übergebende und zwei Übernehmende zu ihren Erfahrungen.

SPIELWIESE FÜR DIE ÜBERNEHMER

Franz Hackl sen. von der Tischlerei Hackl betont, dass die Nachfolger eine eigene Spielwiese brauchen, um so zu lernen, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. „Als Übergebender glaubt man oft, dass man alles besser weiß, weil man mehr Berufserfahrung hat. Es ist aber wichtig, dass die Jungen ihre Ideen auch verwirklichen können.“

Bild: Franz Hackl sen. übergibt die Tischlerei Hackl an seinen Sohn Franz Hackl jun.. (c) TIC Steyr

"Die ÜBERNaHME IST fast WIE HEIRATEN"

Für eine erfolgreiche Übergabe ist der freie Entschluss des Nachfolgers unabdingbar. Sabine Sammwald von Vazansky GmbH: „Die Übernahme ist fast wie heiraten. Es soll ja länger halten.“ Auch der Übergebende muss bereit sein, sein Verantwortungsgebiet zu reduzieren und schlussendlich aufzugeben. Bilder abgleichen und Ziele definieren, unterstützen die beteiligten Parteien im Nachfolgeprozess. Sammwald empfiehlt für den Generationswechsel eine Zeitspanne von fünf Jahren.

Bild: Sabine Sammwald übernahm den Mercedes Autohändler Rudolf Vazansky GmbH. (c) TIC Steyr

HINTERFRAGEN UND MUT ZU NEUEM

Michael Jansky von Stern Werkzeuge spricht aus der Sicht des Übernehmenden. Einen Betrieb zu führen ist für ihn ein ständiger Lernprozess: „Ich stelle alles in Frage und lerne gerne aus Fehlern.“ Hinterfragen und Mut zum Neuen – mit diesen Eigenschaften treibt er Innovationen im Betrieb voran.

Bild: Michael Jansky übernahm das Unternehmen "Stern Werkzeuge". (c) TIC Steyr

NACHFOLGER FÖRDERN UND FORDERN

„50 Prozent der Familienbetriebe schaffen es in die 2. Generation und nur 10 Prozent in die 3. Generation“, so Corinna Lindinger, Übernehmerin von T.F.M. Technologie für Metallbearbeitung GmbH und stv. Landesvorsitzende der Jungen Wirtschaft. Wichtig sei es, so Lindinger, Vertrauen zu geben und Nachfolger sowohl zu fördern als auch zu fordern.

 

Bild: Corinna Lindinger von T. F. M. Technologie für Metallbearbeitung GmbH wird von Moderator Alexander Stellnberger, Sprecher von Smart Innovation Steyr, über ihre Übernahme interviewt. (c) TIC Steyr

INTERDISZIPLINÄRE BERATUNG VOR ORT

Neben individuellen, fachübergreifenden Beratungsgesprächen geben die SI.SR Experten Walter Andreaus (ACTplus), Claudia Andreaus (IMA – Institut für Mediation & Ausbildung), Christoph Grumböck (Notar Stögner), Heinz Kassmannhuber (SKS Rechtsanwaltspartnerschaft), Udo Schwarz (Schwarz Kallinger Zwettler) und Herbert Wallak (Wallak Consulting) den Teilnehmern und Teilnehmerinnen eine Menge an Fragen zur Betriebsnachfolge mit. „Diese können als Leitfaden betrachtet werden, welche Fragen und Aspekte in der Nachfolge von Familienbetrieben zu berücksichtigen sind“, so Gastgeber Walter Ortner vom TIC Steyr.

HERBSTPROGRAMM

Nach der Sommerpause macht Profactor am 18. September den Auftakt der Stammtische 4.0, gefolgt von BMD am 16. Oktober. Als letzter Stammtisch 4.0 im Jahr 2017 wird Steyr Motors am 27. November einen Blick hinter die Kulissen gewähren.
Die Veranstaltungen sind kostenlos und offen für alle Interessierten. Nähere Informationen erhalten Sie zeitnah bei TIC Steyr (http://www.tic-steyr.at, office@tic-steyr.at).